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Kavernome

Kavernome sind Blutgefässmissbildungen aus dünnwandigen, venösen Hohlräumen (Kavernen). Sie grenzen direkt oder getrennt von etwas Bindegewebe aneinander an.

Direkte arterielle Zuflüsse finden sich nicht, vielmehr sind Karvernome hämodynamisch durch langsamen venösen Blutfluss mit partiellen Thrombosen gekennzeichnet. Blutungen von verschiedenem Alter tragen zu einer vielfältigen Kavernommorphologie bei und durch Resorptionsvorgänge kommt es in- und ausserhalb der Läsion häufig zu Hämosiderinablagerungen. Oft tritt eine erweiterte Vene (DVA, Deep Venous Analomy) im Zusammenhang mit der Läsion auf.

Die Grösse von Kavernomen kann von wenigen Millimetern bis zu mehreren Zentimetern variieren. Intraoperativ zeigt sich das typische maulbeerartige Bild von lobulierten, dunkelroten Kavernen.

Seit der Ära des MRI werden zerebrale Kavernome immer häufiger diagnostiziert. Man schätzt, dass sie bei 0.4-0.5% der Bevölkerung auftreten. Darüber hinaus treten sie sowohl sporadisch als auch gelegentlich familiär gehäuft auf.

Im MRI zeigen sich Kavernome als gut abgrenzbare, rundliche Strukturen. Auf T2-gewichteten Aufnahmen weisen sie oft ein zentrales Gebiet mit gemischter Signalintensität, entsprechend Blutungen unterschiedlichen Alters, auf und sind umgeben von einem Ring herabgesetzter Signalintensität (Hämosiderinablagerungen). In der Computertomographie zeigen sich Kavernome oft als knotige Aufhellungen mit variabler, schwacher Kontrastmittelaufnahme. Gelegentlich zeigen sich leichte punktförmige oder schollige Verkalkungen.

Auftretende Symptome

Die Symptome von Kavernomen des Gehirns werden zum einen durch die Lokalisation und zum anderen durch Blutungen bestimmt. Die Bandbreite reicht daher von einem beschwerdefreien Verlauf bis hin zu epileptischen Anfällen oder schweren fokalen Ausfällen (z.B. Lähmungen oder Sprachstörungen) nach Blutungen in eloquenten Arealen.

Kavernome im Hirnstamm zeichnen sich aufgrund ihrer Lage inmitten dicht aneinanderlegender neuronaler Bahnen und Kerngebiete oft durch eine rasch einsetzende neurologische Symptomatik aus. Kommt es zu mehrzeitigen, kleineren Blutungen innerhalb der Läsion, gewinnen die Kavernome ballonartig an Grösse und umliegende Strukturen werden verdrängt und komprimiert. Druck auf kleine Arterien im Hirnstamm erhöht dabei das Risiko regionaler Durchblutungsstörungen.

Die Blutungswahrscheinlichkeit von Kavernomen wurde in vielen Studien untersucht. In Bezug auf Kavernome im Grosshirn reichen die Angaben von 0.25 bis 2.6% pro Jahr, hingegen zeigen Kavernome des Hirnstamms ein erhöhtes Risiko mit bis zu 7 % jährlicher Blutungswahrscheinlichkeit bei symptomatischen Kavernomen.

Therapie von Kavernomen

Das therapeutische Management von Kaveromen wird von mehreren Faktoren bestimmt. Im Allgemeinen gilt, dass asymptomatische und zufällig entdeckte Kavernome keiner Therapie bedürfen und in regelmässigen Abständen mit dem MRI beobachtet werden können.

Bei symptomatischen Kavenomen sollte immer eine chirurgische Entfernung in Erwägung gezogen werden, wobei in erster Linie die Lage des Kavernoms das Risiko des Eingriffes bestimmt. Im Einzelfall muss also stets die individuelle Risikokonstellation abgewogen werden.

Bei Kavernomen im Hirnstamm muss die Abwägung von Risko und Nutzen einer Operation besonders sorgfältig abgewogen werden. Prinzipiell gilt auch hier, dass jedes geblutete und symptomatisch gewordene Hirnstammkarverom ein Risiko darstellt und angesichts der damit statistisch gestiegenen Wahrscheinlichkeit von weiteren Blutungen sollte eine mikrochirurgische Entfernung als therapeutische Option in Betracht gezogen werden. Dies gilt insbesondere bei mehrfachen Blutungen und progressiver neurologischer Verschlechterung.

Die Lagebeziehung des Kavernoms zur Hirnstammoberfläche und zur Position der Hirnnervenkerne und der neuronalen Bahnen steht im direkten Zusammenhang mit der chirurgischen Zugänglichkeit und dem individuellen Risikoprofil einer Operation.

Vor der Operation ist besonders am Hirnstamm die präzise Planung von entscheidender Bedeutung. Mit dem hochauflösenden MRI und der DTI Traktographie können wichtige Leitstrukturen im Hirnstamm dargestellt wreden (Tractus corticospinalis und Lemniskus medialis, Kernegebiete der Hirnnerven) und mit dieser Information kann der minimal invasivste Zugang zum Kavernom definiert werden.

Die Operation selbst geschieht stets unter fortlaufender mikroelektrischer Monitorisierung, ähnlich einem Radar, welcher vom OP-Gebiet aus in die Tiefe der unmittelbaren Umgebung blickt und vor empfindlichen Strukturen warnt. So ist es oft möglich, sorgfältig entlang der Oberfläche des Kavernoms zu präparieren und dieses komplett und ohne Kollateralschaden zu entfernen.

Darstellung von Kavernomen
Darstellung von Kavernomen
Kavernom
Kavernom
Kavernome
Kavernome

Fallbeispiel

31-Jähriger Patient, der sich mit Verhaltensauffälligkeiten wie einer zunehmenden Angespanntheit und teils aggressiven Persönlichkeitsveränderungen vorstellte. Im MRI zeigte sich eine ca. 5.9 x 4.5 x 3.8 cm grosse Raumforderung im vorderen Hirnlappen (Frontallappen) - ein Kavernom. Einige Tage nach der Operation konnte der Patient die Klinik bereits verlassen. In den postoperativen MRI- und Sprechstundenkontrollen zeigte sich der Patient vollständig von der Operation erholt ohne neue neurologischen Defizite und ohne Hinweise auf einen Kavernom-Rest oder Rezidiv. Zudem verschwanden die präoperativen Verhaltensauffälligkeit komplett. Zurückblickend war die präoperative Verhaltensstörung sehr wahrscheinlich durch die grosse Raumforderung im vorderen Hirnlappen zurückzuführen - ein sogenanntes Frontalhirnsyndrom.

Bild 1 - präoperativ:
Eine ca. 5.9 x 4.5 x 3.8 cm grosse Raumforderung im MRI - ein Kavernom
Bild 1 - präoperativ:
Eine ca. 5.9 x 4.5 x 3.8 cm grosse Raumforderung im MRI - ein Kavernom
Bild 2 - postoperativ:
Analoge Schnittbildebenen im MRI - kein Hinweis auf einen Kavernom-Rest oder Kavernom-Rezidiv
Bild 2 - postoperativ:
Analoge Schnittbildebenen im MRI - kein Hinweis auf einen Kavernom-Rest oder Kavernom-Rezidiv
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